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Schwichtenberg Martel

Schwichtenberg Martel

Martel Schwichtenberg
eigentlich Justine Adele Martha Schwichtenberg.
05. Juni 1896 in Hannover - 31. Juli 1945 in Sulzburg
Studium: Kunstakademie Düsseldorf.
Technik: Kohle / Papier
Bildausschnitt: 54cm * 39cm
Abmessung mit Rahmen: 85cm * 65cm.
Signiert.
Bildtitel: Akt
Rahmung: Rahmenleiste mit Glas.

Der kunstsinnige und gegenüber der Moderne sehr aufgeschlossene Hermann Bahlsen hatte die junge Malerin 1917 das erste Mal mit grafischen Arbeiten betraut, und Schwichtenberg gelang es in den folgenden Jahrzehnten, den Produkten und Werbeauftritten der Firma ein immer wieder neu gestaltetes, von den jeweiligen künstlerischen Strömungen inspiriertes Erscheinungsbild zu schaffen – eines der ersten Beispiele von Corporate Design in dieser Frühzeit der Reklamekunst.
Dieser Tätigkeit, d.h. den Spuren, die Schwichtenberg in der Werksgeschichte und den Archiven der Firma hinterließ, ist es zu verdanken, dass sie nicht gänzlich in Vergessenheit geriet (zu ihrem 100. Geburtstag zeigte das inzwischen aufgelöste Bahlsen-Museum in Hannover einen Überblick über ihr werbegraphisches Œuvre), denn als Malerin, zeitweilig sogar sehr erfolgreiche, ist sie wie viele begabte Künstlerinnen ihrer Generation bis heute – ganz zu Unrecht – nicht wiederentdeckt worden.

Justine Adele Martha Schwichtenberg hatte dank der Unterstützung ihrer Mutter, die sie als Apothekerin allein aufzog, in Hannover das Gymnasium besuchen können, war dann aber noch vor dem Abitur nach Düsseldorf gezogen, wo sie zunächst eine private Kunstschule, dann die Kunstgewerbeschule besuchte. Mit 20 ging sie nach Hagen – damals eine Provinzmetropole für moderne Kunst – , stellte im dortigen Folkwang-Museum aus, begegnete u.a. Christian Rohlfs, einem der führenden deutschen Expressionisten, und der Bildhauerin Milly Steger, deren überlebensgroße Frauenakte für die Fassade des Hagener Stadttheaters ein ebensolcher Skandal waren wie ihr öffentliches Auftreten mit Kurzhaarschnitt und Herrenanzügen – letzteres bald begeistert imitiert von der jungen Malerin.
Im nächsten Jahr war Schwichtenberg wieder in Hannover, arbeitete an den ersten Plakat- und Verpackungsentwürfen für die Bahlsen-Werke, schuf große Glasfenster und expressionistisch-dynamische, stark farbige Wandgemälde für den Musterladen und das Treppenhaus im neuen, vom Jugendstil geprägten Fabrikgebäude. Daneben arbeitete sie mit dem Worpsweder Bildhauer Bernhard Hoetger an Hermann Bahlsens großem, visionären (und niemals realisierten) Projekt: der TET-Stadt – einem künstlerisch durchkomponierten kompletten Stadtteil mit Fabrikkomplex, Verwaltungsgebäude, Beschäftigtenwohnungen, Kultureinrichtungen.

Dann begann Schwichtenbergs große Zeit in Berlin. Finanziell einigermaßen abgesichert durch einen Festvertrag mit Bahlsen, richtete sie sich 1920 in Berlin-Charlottenburg ein eigenes Atelier ein, trat dem Werkbund und der revolutionären Novembergruppe bei, durchtanzte die Nächte auf Künstlerfesten, gab sich selbst den Vornamen Martel nach einer bekannten französischen Cognacmarke, heiratete den Malerkollegen Robert W. Huth, von dem sie sich aber nach drei Jahren wieder scheiden ließ. Mehrere Sommer verbrachte sie in Pommern, wo sie das harte Leben der Bäuerinnen und Fischer in kraftvollen Radierungen und Holzschnitten festhielt, Arbeiten, die in ihrer einfachen Wucht an Paula Becker-Modersohn erinnerten und 1923 als grafische Mappe von der Hannoveraner Kestner-Gesellschaft herausgebracht wurden. Andere Reiseeindrücke, z.B. von einer Fahrt nach Italien in Begleitung von Wilhelm und Caecilie Valentiner, verarbeitete sie in lichter und flächiger werdenden Gemälden, bis sie dann Ende der 1920er Jahre mit einer Serie von leuchtenden Blumen- und Früchtestilleben und zahlreichen, im Stil der Neuen Sachlichkeit gemalten Porträts ihrer FreundInnen aus der Berliner Kunstszene (darunter Tilla Durieux, Herwarth Walden, Valentiner, Barlach, Alfred Flechtheim) ihre größten Erfolge beim Publikum hatte. 1929 nahm sie an der vom Berliner Verein der Künstlerinnen organisierten Ausstellung Die Frau von heute teil, im selben Jahr zeigte sie ihre Arbeiten in New York und in den Folgejahren in den großen Berliner Galerien, u.a. bei Flechtheim am Lützowufer.





Objekt-Nr. 1766
Preis: Euro
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